Ablativ des Ortes Referenzen: RHH § 154 ; BS § 388-393 ; KSt II 1, 348-355
Urindogermanisch enthielt den eigenen Kasus Lokativ, der sowohl im Latein als auch im Griechischen verloren gegangen ist.
Die lateinischen Ortsangeben stehen manchmal bloß mit Ablativ ohne Präposition. Es ist sog. Ablātīvus locī bzw. Ablativ des Ortes. Dort fungiert der Ablativ als Vertreter vom indogermanischen Lokativ:
hōc locō / an diesem Ort. multīs locīs / an vielen Stellen.
terrā marīque (auch terrā et marī)/ zu Lande und zu Wasser
Außerdem erscheint Ablātīvus locī immer bei Namen von Städten[1] und kleinen Inseln.
Sollte der Name im Singular von der a- od. o-Deklination sein, dann wird die Endung alte Lokativform –ī:
Corinth-us > Corinth-ī (in Korinth) Cypr-us > Cypr-ī (auf Zypern)
und auch:
domī / zu Hause bellī domīque / in Krieg und Frieden
rūrī / auf dem Land humī / auf dem Boden
Ursprünglich hatte Rōma eigenen Form für Lokativ Rōmai.
Dennoch im klassischen Latein steht es stets Rōmae.
Alexandrīa > Alexandrīae (in Alexandrien) Vtica > Vticae (in Utica)
Die oben erwähnten Sonderformen entsprechen morphologisch dem Genitiv.
Ansonsten bliebt der lokativische Ablativ im übligen Form vom Ablativ:
Carthāg-ō > Carthāg-ine (in Karthago) Babylōn > Babylōne (in Babylon)
Die Namen von einigen bestimmten Städten bzw. Inseln stehen in Plural:
Athēn-ae > Athēn-īs (in Athen) Thēb-ae > Thēb-īs (in Theben)
Delph-ī > Delph-īs (in Delphi) Mytilēn-ae > Mytilēn-is (in Mytilene)
[1] Über die Konstruktion der Städtenamen vgl: KSt II 1, 475-487.